Im großen 64-teiligen "Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Künste" von Johann Heinrich Zedler aus dem Jahre 1733 findet sich im sechsten Band folgender Eintrag:
"Corelli (Arcangelo) gebürtig von Fusignano, einem unweit Imola im Kirchen=Staate liegenden Orte, war ein berühmter Componist, und vortrefflicher Violinist, stund ums Jahr 1680. in Chur=Bayerischen Diensten, nach der Zeit aber hielt er sich zu Rom auf. Von seiner Arbeit sind 7. Opera durch Kupfferstich bekannt worden. Das erste besteht aus 12. dreystimmigen Sonaten; das zweyte aus dergleichen Baletti da Camera; das dritte wiederum aus dreystimmigen Sonaten; das vierte abermahl aus Baletti da Camera; das fünffte aus 12. Sonaten a Violino solo, e continuo, so an. 1700. in folio oblongo publiciret, und der Chur=Fürstin von Brandenburg Sophien Charlotten, dediciret worden; das sechste aus 12. Sonaten, a 2. Flutes & Basse, und das siebende, als ein opus posthumum, aus dreystimmigen Sonaten. Es mag aber wohl hierinnen ein Versehen stecken, weil Opera Sesta, welche der Auctor selbsten an 1712. unter dem 3ten Decembris, dem Chur=Fürsten von der Pflaz Johanni Wilhelmo dediciret, aus starcken Concerten, a 2. Violini e Violoncello di Concertino obligati, e 2. altri Violini Viola e Basso Concerto grosso ad arbitrio bestehet; es ist gleichfalls zu Amsterdam graviret worden. In der S. Peters=Kirche zu Rom ist ihm eine Statua mit dieser Umschrifft aufgerichtet worden: Corelli, Princeps Musicorum. Gasparini Armonico Pratico als Cembalo c.7.nennet ihn einen Virtuosissimo di Violino, e Vero Orfeo de nostri tempi"
Besonders wertvoll ist hier der Hinweis auf die 12 Sonaten a 2. Flutes & Basse. Der Autor des Artikels erkannte zwar, das sich diese Bearbeitung "eingeschlichen" hat (Corelli komponierte - als einziger Komponist überhaupt - ausschließlich für Streichinstrumente!), zählte sie aber trotzdem mit unter die gedruckten Werken. Bei der Berühmtheit Corellis war die tatsächliche Zahl der Drucke von Bearbeitungen natürlich viel höher. Erwähnt seien hier z.B. die Bearbeitungen der Solosonaten Opus 5 für Traversflöte oder Viola da gamba.
Am 22. Dezember 1725 annoncierte das Londoner Verlagshaus Walsh & Hare in der Daily Post die Ausgabe der berühmten Concerti grossi in einer Bearbeitung für zwei Blockflöten:
"CORELLIS XII CONCERTOS Transpos´d for FLUTES viz a Fifth a Sixth a Consort and Voice FLUTE The proper Flute being nam´d to each Concerto and so adapted to the Parts that they perform in Consort with the VIOLINS and other Instruments Troughout the Whole being the first of this Kind yet Publish´d"
Da Walsh (unter anderem) damit rechnete, dass die Blockflöten mit (!) den Violinen spielen, wurden auch nur die beiden Blockflötenstimmen veröffentlicht. Zur Vermeidung allzu vieler Knickungen der Violinstimmen war der Herausgeber gezwungen, alle in England gebräuchlichen Blockflötentypen zu verwenden. Bei den Konzerten, in denen die beiden Sopranvarianten Sixth- und Fifth Flute genutzt werden, entsteht so ein reizvoller Oktavierungseffekt. Selbstverständlich ist eine Ausführung nur mit zwei Blockflöten und Cembalo genauso denkbar und mit Sicherheit auch praktiziert worden, schlägt doch Corelli selbst schon in seiner Originalausgabe vor, die Concerti zu Triosonaten umzuwandeln, indem man nur das Concertino spielt und die Ripienostimmen entfallen läßt.
In diesem Band wird das Concerto VIII for a Consort (also gewöhnlichen Altblockflöten) veröffentlicht. Dieses Concerto wurde berühmt als das Weihnachtskonzert durch die Hinzufügung einer Pastorale, die aus dem traditionellen Concerto grosso erst ein solches macht. Verblüffenderweise wird dieser Titel (Fatto der la Notte di Natale = für die Weihnachtsnacht gemacht) trotz seiner epochalen Bedeutung und seines erheblichen Einflusses für andere Komponisten im Druck nicht erwähnt. Mag sein, dass es gar nicht mehr notwendig war.