18 Stücke für 3 Bass Viole da gamba (Partitur und Einzelstimmen)
_____________________________________
Das Geburtsjahr von John Hingeston (auch Hingston) ist nicht bekannt. Es muss vor 1606 gewesen sein, da das Pfarrregister des Yorker Münsters, wo sein Vater Thomas Hingeston als Chorvikar tätig war, im Jahre 1606 begann, ihn aber nicht verzeichnete, jedoch nachfolgende Familienmitglieder aufgeführt sind. 1618–19 wurde er in Chorlisten der Kirche geführt.
Am 17. März 1620 wurde er von dem Adligen Francis Clifford, dem 4. Earl of Cumberland, aus Yorkshire eingestellt, um "auf den Orgeln" zu spielen. Innerhalb eines Jahres trat er in den Clifford-Haushalt ein und wurde im August 1621 formell beim Earl in die Lehre geschickt. Dieser sandte ihn nach London, um bei Orlando Gibbons Orgel zu studieren.
Während der Regierungszeit von Karl I., Cromwell und Karl II. war er Organist, Komponist und auch Musikpädagoge an den Höfen und hatte eine gut dotierte Stelle.
Aus einer Aktennotiz kann man erkennen, dass er ab dem Jahr 1660 als tuner and repairer of organs, virginalls an wind instruments bezahlt wurde und ihm als Gehilfen bei dieser Tätigkeit kein geringerer als Henry Purcell unterstellt wurde, der im Jahre 1683 sein Nachfolger wurde. Im gleichen Jahr starb Hingeston.
Wieviele Kompositionen von Hingeston verloren sind, kann man nicht schätzen. Die überkommenden sind zum größten Teil in dem Manuskript GB-Ob Mus. Sch. MSS S 205-211 erhalten: Fancies of 4 Partes for the Violes or Violins, 2 Basses & 2 Trebles; Fancy & Almaine of 5 Partes for ye Viols, 2 trebles etc.; 3 Fancies & Almains of 6 partes for ye viols etc.
Die hier veröffentlichten Stücke sind dagegen aus dem Manuskript: London British Library Additional Manuscript 31.436.
Es beinhaltet neben den Stücken von Hingeston für drei Bassgamben:
- Matthew Locke, Teile des Broken Consorts
- Christopher Simpson, The Month und The Seasons
- Streicher Stimmen von Opern-Arien
- Teile von Trio-Sonaten von Giovanni Battista Vitali (op.9) und Marino Silvani (Scielta della Suonate, 1680)
Die Kompositionen von Hingeston sind nicht wie in der anderen Quelle zu „Fantasy Suiten“ sortiert, die haben die Abfolge Fantazia – Almand – Ayr oder nur Fantazia – Almand.
Ob die Abschrift eine Kopie aus einer Quelle oder eine bunte Mischung aus mehreren, weiß man nicht. Die Tatsache, dass Nr 12. und Nr. 17. quasi dasselbe Stück in verschiedenen Tonarten ist (siehe „Kritischer Bericht“), zeugt von mehreren Quellen. Man könnte nach Tonarten geordnet aus diesem „Vorrat“ Suiten zusammenstellen.
Die Vorlagen sind nicht fehlerfrei, manche sind sogar komplett durchgestrichen oder weisen Lücken auf. Ich habe dennoch versucht, alle 18 Stücke zu ergänzen und so der Diskussion ob der Verwendbarkeit einen Raum zu geben. Im Kritischen Bericht sind aber alle Veränderungen aufgeführt.
Olaf Tetampel, Bremen im Februar 2023
Inhalt
1. Fantazia
2. Almand
3. Almand
4. Almand
5. Almand
6. Fantazia
7. Almand
8. Corant
9. Almand
10. Corant
11. Fantazia
12. Almand
13. Almand
14. [Almand]
15. [Almand]
16. [Almand]
17. [Almand]
18. [Fantazia]