Eine Ausgabe für Gamben-Consort ( S,A(B),B(A),B ) einer Berarbeitung der berühmten "Lacrimae Antiquae" (John Dowland) von Melchior Schildt.
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Das dieser Ausgabe zu Grunde liegende Stück befindet sich in der so genannten Voigtländer Tabulatur, die als Anhang zu einer Ausgabe von Gabriel Voigtländer: Erster Theil Allerhand Oden Vnnd Lieder . . . , Sorø 1642 (sie ist mit dieser zusammengebunden) in der Königlichen Bibliothek Kopenhagen (mu 6610-2631) aufbewahrt wird. Die Voigtländer Tabulatur besteht aus 32 Blättern, von denen allerdings nur acht beschrieben sind. Neben einem Stück eines anonymen Komponisten befinden sich Werke von Heinrich Scheidemann, Johann Rudolph Radeck und Melchior Schildt darin.
Melchior Schildt wurde 1592 oder 1593 in Hannover geboren und starb auch dort im Jahre 1667. Von 1609 bis ca. 1612 war er Schüler von Jan Pieterszoon Sweelinck in Amsterdam. Seine erste verbriefte Anstellung begann 1623 in Wolffenbüttel an der Marienkirche und währte bis 1626. Im gleichen Jahre ging er nach Dänemark und wurde Hoforganist bei Christian IV. von Dänemark (1577 - 1648). Dieser stellte ihm ein Entlassungszeugnis aus, was ihn als »redlichen vnd qualificirten diener vnd organisten« bezeichnet. Mit diesem Zeugnis empfahl er sich als Nachfolger seines Vaters für die Organistenstelle an der Marktkirche in Hannover. Diese Stellung behielt er bis zu seinem Tode.
Das hier verwendete Stück ist überschrieben: Paduana Lagrima .5. M. Schildt.
Es handelt sich um eine Verarbeitung einer fünfstimmigen Pavane von John Dowland (1562 - 1626), der berühmten Lacrimae antiquae, die in einem Druck von 1605 zum ersten Mal veröffentlicht wurde. Dowland war am Hof Christian IV. wohl bekannt, denn er weilte dort selber in den Jahren von 1598 bis 1606.
Es ist in deutscher Orgel-Tabulatur geschrieben, wobei fast durchweg vier einzelne voneinander getrennte Stimmen notiert wurden, es sind aber Anteile aller fünf Originalstimmen enthalten.
Diese Notationsart inspirierte mich, dieses Stück für vier getrennte Instrumente herauszugeben. Da der Umfang der Stimmen enorm ist, bietet sich ein Gambenensemble an, was dem ursprünglichen Original auch Rechnung trägt. Man darf natürlich nicht vergessen, dass es immer noch ein Stück für ein Tasteninstrument ist, und je nach Lage der Finger oftmals ein Übergang in andere Stimmen nötig ist, der von der Stimmführung so bestimmt nicht nötig wäre, im Original ist dies auch durch Striche deutlich gemacht.
Ich habe versucht, die einzelnen Stimmen von dem natürlichen Korsett der Hände zu befreien und eigenständig den vier Instrumenten zuzuordnen. Wenn zusätzliche Töne von Nöten waren, habe ich mich bevorzugt an der Ursprungs-Pavane angelehnt.
Eine Besetzung mit S, A(B), B(A), B Viola da gamba ist möglich.
Die verschiedenen Besetzungen habe ich in den Einzelstimmen Rechnung getragen.
(1. Stimme G2, 2. Stimme G2 und C3, 3. Stimme C3 und F4, 4. Stimme F4)
Das eigentliche (Tasten-)Stück habe ich ebenfalls hinzugefügt, um den Übertragungsprozess deutlich zu machen.
Olaf Tetampel Bremen, im Sommer 2006