Cazzati, Maurizio (1616-1678): Hinni per tutto l'anno, A Voce sola, con Violini à Beneplacito Band 2

Artikel-Nr.: 3037
14,90

Hinni per tutto l'anno op. 29, Bologna 1662

Hymnen für das ganze Jahr
für eine Stimme, zwei Violinen (nach Belieben) und Basso continuo (UT)

Band 1

Sopran oder Tenor

Partitur und Stimmensatz sind getrennt erhältlich. (Stimmensatz: Violone 1/2 (2x), Bassinstrument)

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Maurizio Cazzati wurde um 1616 im Luzzara geboren und starb 1678 in Mantua. Über seine Ausbildung ist nichts bekannt, er wurde aber schon im Alter von 17 Jahren von Herzog Ferrante III. von Guastalla als Musiker eingestellt, dem er später zwei seiner Sammlungen widmete. Er wurde zum Priester geweiht, aber 1657 ließ er sich in Bergamo laisieren. Ab ca. 1641 war er Kapellmeister und Organist in Mantua (Hauptkirche St. An­drea), hier entstanden seine ersten gedruckten Ausgaben von geistlicher konzertanter Musik (Salmi e messa 1641, op.1) und von weltlicher Musik (Canzoni a tre, doi violini, col suo basso continuo, 1642, op.2).

Der Dreißigjährige Krieg führte dazu, dass keine Festanstellungen von Musikern mehr ausgesprochen wurden. Ab ca. 1646 wurde er Kapellmeister des Herzogs von Sabbioneta und Bozzolo, Scipione Conzaga. Schon kurze Zeit später (Ende 1648) wurde er Kapellmeister der Academia della Morte in Ferrara, wo er in den folgenden Jahren das Musikleben nach dem Krieg wieder aufbaute. Hier entstanden die ersten Oratorien und Bühnenmusi­ken.

Im April 1653 wurde er in Bergamo zum Kapellmeister der Kirche St. Maria Maggiore ernannt, wo er zusammen mit Giovanni Legrenzi (1626 bis 1690) wirkte, der von 1645 bis 1656 in Bergamo Organist war. Hier entstand sein op. 18 (Suonate a due violini), welches mehrfach neu aufgelegt wurde und damit zu seiner erfolgreichs­ten Publikation wurde. 1657 hatte seine Bewerbung für die lukrativste und wichtigste Stelle, am Markus-Dom in Bologna, Erfolg. Als Dom-Kapellmeister reformierte er die Struktur der capella nachhaltig, indem er zum Beispiel alle Musiker einer Prüfung unterzog und eine straffe Dienstordnung einführte. Die Anzahl der Musiker betrug schließlich 33, was einen enormen Aufschwung der Kirchenmusik zur Folge hatte. Hier komponierte er einen großen Teil seiner Werke.

Es gab eine jahrelange Auseinandersetzung mit dem ersten Organisten Giulio Cesare Arresti, der ihm kontra­punktische Fehltritte in dem Kyrie der Missa primi toni (op. 17) vorwarf. Dieser Streit wurde auch öffentlich ausge­fochten und führte zu einer Spaltung des Musiklebens in Bologna. Cazzati wurde daher auch nicht in die 1666 gegründete Accademia Filarmonica aufgenommen, die durch einen eher pedantischen und konservativen Stil ver­suchte, Einfluss auf das Musikleben in der Stadt auszuüben. Cazzati hatte aber Rückhalt in seiner Kirche und legte sich sogar eine eigene Druckpresse zu, um seine Werke weiterhin verbreiten zu können. Dennoch zermürb­ten ihn diese Spannungen wohl und er verließ 1671 Bologna, um nach Mantua zurückzukehren. Ein Jahr später wurde er Kapellmeister am Dom zu Mantua, übte diese Stelle aber nur bis 1674 aus. Danach war er noch für die Hofkirche St. Barbara (Hof der Conzaga, Herzogin Anna Isabell) als Komponist tätig. Er begann wieder mit eigener Presse die Produktion seiner Werke und veröffentlichte bis zu seinem Tod am 28. September 1678 noch einige geistliche und weltliche Werke.

Cazzati war nicht nur ein sehr produktiver Komponist (66 gedruckte Sammlungen, von denen 48 erhalten sind), sondern er war auch einer der ersten, die ihre Werke mit Opuszahlen versahen.

Er hat in seinem Schaffen keine kirchliche und weltliche Gattung ausgelassen, von Solomotetten bis zur großen Vespermusik, von einfachen Tänzen bis zur dramatischer Bühnenmusik.

Die hier vorliegende Sammlung mit Hymnen für das ganze Jahr aus dem Jahr 1662 stammt aus der Bologneser Zeit und trägt die Opuszahl 29. Es sind insgesamt 33 Hymnen, die ein Bestandteil des Stundengebets (also Lau­des, Vesper, Komplet etc.) sind. Die Zueignung ist für viele Feste und Kirchenzeiten und deckt so das ganze Jahr ab. Die Hymnen sind in drei Abschnitte aufgeteilt und den jeweiligen Singlagen zugeordnet. Die Besetzung ist durchweg eine Singstimme, zwei Violinen und Basso continuo. Bei allen Hymnen (zwei bis vier Strophen) gibt es immer die Abfolge Strophe – Ritornell. Entweder beginnen die Violinen oder das Ritornell folgt der Strophe. Bei einigen gibt es eine gemeinsame Strophe, wo die ganze Besetzung den Hymnus beendet. Alle Hymnen schließen mit einem gemeinsamen Amen.

Auf dem Deckblatt ist zu lesen A Voce sola, con Violini à Beneplacido, was die Möglichkeit einer rein vokalen Auf­führung andeutet. Dies ist bei den Hymnen mit einer reinen Trennung zwischen Ritornell und gesungenem Hymnus einfach möglich, bei denen mit der gemeinsamen Strophe entfallen die Instrumentalstimmen.

Um den stets gleichbleibenden Rhythmus der lateinischen Texte zu verdeutlichen, habe ich eine rhythmisierte Übersetzung gewählt (Römisches Vesperbuch „Die Antiphonen, Psalmen und Hymnen des offiziellen Vesperale Romanum“ mit deutscher Übersetzung der Rubriken und Texte. Regensburg, 1900) die den Sinn vielleicht etwas freier wiedergibt, aber dafür das Gefühl für den Rhythmus erhält.

Olaf Tetampel, Bremen im November 2021

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