Schultz, Johannes (1582-1653): Viertzig Paduanen, Intraden und Galliard (für vier Str., 1617)

Artikel-Nr.: 5017-0002 (Ausgabe: Stimmen)
25,00


40 Tanzsätze für vier Streicher (Violinen, Violen, Violoncello, Viole da gamba)

Partitur und Stimmensatz sind getrennt erhältlich. (siehe unten)

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Johannes Schultz (auch Scultetus und Praetorius) wurde am 26. Juni 1582 in der Lüneburger Johanniskirche getauft. Über seine musikalische Ausbildung ist nichts bekannt, sie muss aber so gut gewesen sein, dass die Anstellung (zwar an einem sehr kleinen) Fürstenhof mit 23 Jahren zu erklären ist. Der musikschätzende Dannenberger Herzog Julius Ernst stellte ihn 1605 als Hoforganist ein. Ob er am Hofe - über den Organistendienst an der Dannenberger Kirche hinaus – weitere Dienste zu versehen hatte, ist nicht überliefert. Es lässt sich aber vermuten, da seine erste Veröffentlichung die hier vorliegende Tanzsammlung war, die bestimmt am Hofe Gebrauch fand (s.u.). Spätere Veröffentlichungen beinhalteten mehr und mehr textbezogene geistliche Kompositionen, die sich eher für den gottesdienstlichen Gebrauch eigneten.

Seine Werke:

40 Neuwe ... Paduanen, Intraden u. Galliard à 4 St. benebenst zwo Chorigen Passametzen m. 8 St. Hamburg 1617
Thesaurus Musicus Continens Cantiones Sacras 3-16 St. Lüneburg 1621
Musicalischer Lüst-garte Lüneburg 1622
Epithalamium Musicum (8st. Hochzeitsmotette) Lüneburg 1623
Glückselig Fried u. Freudenreich Musicalisch New Jahres Wunsch Hamburg 1645
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Teutsche Osterhistoria (verschollen)
Thesaurus Musicus Ecclesiasticus. Continens Cantiones Sacras Lüneburg 1651

Neben der rein instrumentalen Ausgabe der „40 Neuwen… “, ist der „Musicalische Lüst-garte“ gemischt vokal und instrumental mit zwei bis acht Stimmen.

Der Thesaurus Musicus von 1621 ist wohl nur der erste Teil eines ganzen Motettenjahrgangs, zu dem es aber nicht mehr kam, denn der Geldmangel bei Schultz wurde immer eklatanter. Er hatte zwar eine feste Anstellung und konnte sich mit Nebenverdiensten wie Brautmessen und Beerdigungen etwas dazu verdienen, aber die Zeiten im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) waren mehr als schlecht. In der Mitte der 1620er Jahre hatte er nicht mehr die Mittel, für die Druckkosten seiner Kompositionen aufzukommen. Von dem Druck Thesaurus 1651 besteht nur das Inhaltsverzeichnis, was gigantisch ist: 24-stimmige Kompositionen in bis zu sechs und mehr Chören in einer sehr großen Anzahl (online unter: http://diglib.hab.de/drucke/128-musica-div/start.htm).
War das ein Wunschtraum? Hat er den Druck begonnen und konnte ihn nicht weiterführen? Gab es diese Kompositionen? Es ist nichts erhalten und wird ein ewiges Rätsel bleiben.
Er versuchte mittels Beschwer­debriefen seine Einsprüche einzuklagen, was ihm den Ruf eines streitsüchtigen Querulanten einbrachte. Übrig blieb ein verbitterter, vereinsamter, mittelloser und zum Schluss sogar erblindeter Mann. Mit 70 Jahren starb er und wurde in Dannenberg am 16. Februar 1653 beerdigt.

 

Der hier vorliegende Druck:

Viertzig Neuwe Auserlesene Schöne / Liebliche PADUANEN, Intraden, und Galliarden mit vier Stimmen/
Benebenst Zwo Chorigen Passametzen mit 8. Stimmen / auff allen Musicalischen Instrumenten artig und lieblich zugebrauchen/
Zuvor niemals an Tag kommen / besonders an jetzo erstmals componirt durch Johan: Schultzen LunÆb:
Organisten zu Dannenbergk.
Gedruckt zu Hamburg Durch Heinrich Carstens / Im Jahr M. DC. XVII.

besteht aus vier Stimmbüchern (CANTUS, ALTUS, TENOR und BASSUS). Die 40 Stücke sind in sechs Gruppen (Suiten) mit jeweils fünf Tänzen mit immer gleichbleibender Stückabfolge eingeteilt (Paduana, Paduana, Intrada, Intrada, Galliarda). Diese „Suiten“ haben aber außer einer gewissen Einheitlichkeit (mit Ausnahmen) pro Gruppe der Beschlüsselung, keine motivische Verbindung. Bei den Tonarten sind manche dominantisch verbunden, andere wirken nahezu willkürlich.

Die zweichörigen Passametzen, die sich auch noch in dem Druck befinden, werden in einer weiteren Ausgabe der edition baroque (eba5018) veröffentlicht.

Er widmete die Sammlung den Brüdern:

- Julius Ernst, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Dannenberg (1571 - 1636)
- August der Jüngere, Herzog von Braunschweig-Lüneburg (1579 – 1666), Begründer der „Herzog August Bibliothek“, die heute noch existiert. Aus dieser wurde auch die Reproduktion des Druckes bezogen, der bis heute dort liegt.

 

Im Vorwort des Druckes von 1617 heißt es:

Den Durchleuchtigen Hochgeborenen Fürsten und Herren / Herrn JULIO Ernsten /
und Herrn AUGUSTO dem Jüngeren, Gebrüdern Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg /
Meinen Gnedigen Fürsten und Herren.

 


Durchlauchtige Hochgeborne Fürsten / CC. FF. GG. (Cuhrfürstliche Gnaden) seind meine unterthenige gehorsame Dienste zuvor. Gnedige Fürsten und Herren/ Was für ein grosse und hohe Gottes Gabe die edle freye Kunst Musica, die Gott dem Menschlichen Geschlecht für und neben andern herzlichen Künsten / zu seinem Lob und Preiß / und dann zu Ergetzlichkeit und Restituirung abgematteter Gemüther / dieselben zuerfrischen / mitgetheilet und gegeben hat / solches ist menniglichen unverborgen / erachte es auch unnötig weitleufftig herauß zustreichen / und sie hoch zupreisen / da sie doch in sich selbst lobens voll. Wel aber CC. FF. GG. zuneigung und Liebde zu deroselben / und zu denen die sich darinnen üben / ich gar offt und vielfeltig löblich gespüret habe / Und ich nun auch etliche Jahre hero / wie nicht unbillig / mich in derselben nach müglichkeit beflissen / und unter andern meiner Composition, gegenwertig Paduanen, Intraden und Galliard mit vier Stimmen verfertigt / damit man in Zusammenkunfft nicht allein in Musica vocali besondern auch mit Abwechßlung der Musica instrumentali / anmuhtige Sachen / ohne Texte / mit weinig Personen / lieblich musicieren könnte. Auch uber daß die 2. Chorigen Passametzen hinzu gethan / die man nach gelegenheit / da man so starck / mit 2. Chorigen Instrumenten ein ander artig zu respondiren lieblich gebrauchen kan. Und weil solche und dergleichen sachen mehrenteheils an Chur: und Fürstlichen Höfen gegräuchlich / Als habe unser CC. FF. GG. als meinen CC. FF. und Herr Nahmen / ich als dero untertheniger Diener dieselbigen inn offentlichen Druck außgehen lassen / und CC. FF. GG in unterthenigkeit dediciren und zuschreiben wollen. Unterthenig bittend /CC. FF. GG. wollen dies weinige / und gar geringe Dedication sich vor dißmahl / (bis wils Gott in kurtz was mehrers erfolget) gnedigst gefallen lassen / und meine gnedigen Fürsten und Herrn allzeit seyn und bleiben. Die ich Göttlicher Protection zu Leibes Gesundheit / glücklicher Regierung / und allem Fürstlichen Wollstandt / und mich zu dero gnedigster Gewogenheit unterthenigst befehlend.


Datum Dannenberg im Jahre nach Christi Geburt 1617.

CC. FF. GG.
untertheniger
Johannes Schultz Lunæburgens.

 

Olaf Tetampel

Bremen, im Sommer 2020

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