Canzonen für vier Streichinstrumente (Violinen, Violen, Violoncelli und Viole da gamba)
Partitur und Stimmen
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Adriano Banchieri wurde 1567 in Bologna geboren, trat mit 21 Jahren in den Benediktinerorden ein und legte drei Jahre später das Gelübde ab. In den ersten Jahren nahm er Kompositionsunterricht bei Gioseffo Guami (1542 – 1611) und war in verschiedenen Klöstern des Ordens als Organist tätig. Nach Aufenthalten in Venedig und Verona kehrte er nach S. Michele in Boso (bei Bologna) zurück (er war schon vorher dort als Organist tätig). Um 1615 gründete er die Accademia dei Floridi, die eine Vorläuferin der Accademia Filarmonica in Bolagna war. 1613 wurde er zum Professor und 1620 zum Abt ernannt, im gleichen Jahr besuchte ihn Claudio Monteverdi. Er zog sich später auf das Kloster San Bernardo zurück und verstarb dort im Jahre 1634 an einem Schlaganfall.
Er nannte sich selbst Adriano di Bologna, er war allerdings eher unter dem Beinamen Il Dissonante bekannt. Sein Schaffen war sehr reichhaltig, er verfasste allein 50 musiktheoretische Publikationen. Er druckte als erster eine sogannte Spartitura (eine mit Taktstrichen versehene Partitur), benutzte sehr früh Ziffern und führte als erster den Begriff Basso-seguente ein. Er war auch einer der Allerersten, die dynamische Zeichen in die Stücke eintrugen (siehe Canzon Undecima). Er schrieb quasi frühe Sonaten, also freie Instrumental-Kompositionen, die nicht auf vokalen Modellen basierten, wie die Canzoni alla francese a4 1596 und die Fantasie overo Canzoni alla Francese 1603. In den Eclesiatiche Sinfonie 1607 gibt es die Anweisung per sonarte & cantar mit klaren Transpositionsanweisungen im Basso seguente für Singstimmen und Instrumente, die Ausgabe ist durchgehend textiert. Er betätigte sich aber hauptsächlich mit seinen Kompositionen im musikdramatischen Bereich. Er schrieb Madrigalkomödien, deren Texte er auch selbst verfasste.
Die Canzoni von 1596 liegen in vier Stimmbüchern vor (CANTO, ALTO, TENORE und BASSO). Die Titel geben (wie so häufig) Rätsel auf. Einer ist allerdings verständlich, denn eine Canzone ist von seinem Lehrer Giuseffo Guami und heißt „La Guamina.“, La Banchierina ist dann leicht ableitbar.
Die Zuordnungen Sopra Vitam eternum und Sopra Veni dilecte mi sind nicht eindeutig. Bei Sopra Vestiva i Colli hingegen geht es eindeutig um das berühmte Palestrina-Madrigal, dessen erste acht Takte identisch zitiert werden. Ab dem Basseinsatz geht es dann anders weiter, denn das Palestrina-Madrigal ist fünfstimmig. Im Verlauf ist der Themenkopf allerdings noch häufig zu vernehmen.
Nach den Canzoni a quattro voci folgen zum Schluss noch drei 8-stimmige Kompositionen, die ich in diese Ausgabe aber nicht mit aufgenommen habe. Auf dem Titelblatt heißt es: …. per sonare Dentrovi, un Echo, & in fine una Battaglia a Otto, & dui Concerti fatti sopra Lieto godea.
In der Tavola steht vor den letzten Stücken: Concerti a Otto voci per sonare & cantare. Da die Stücke vollständig durchtextiert sind, ist somit wohl die Verwendung von Instrumenten vorgesehen. Entweder zur Verstärkung oder als Ersatz von Sängern oder gar eine rein instrumentale Aufführung ist denkbar. Die Battaglia erinnert an vielen Stellen der berühmten Bataglia von Clement Janequin.
Den Schluss bilden ein Magnificat und ein Suscepit Israel: Sopra lieto Godea, zitiert wird hier das 8-stimmige Madrigal Lieto godea von Giovanni Gabrieli (1590).
Die Canzonen folgen fast immer dem gängigen Schema, das Thema wird in einer Stimme vorgestellt und wird durch alle Stimmen geführt. Auffällig sind aber viele homophone Bereiche, die sehr madrigalesk wirken. Die Canzonen Sesta und Settima sind sehr hoch gesetzt, daher habe ich sie im Anhang eine Quinte tiefer transponiert hinzugefügt.
Die Canzonen sind gut spielbar und klanglich sehr dicht, sie sollten in keinem „Consort-Schrank“ fehlen
(In einer Fassung für ein Tasteninstrument sind die Canzoni unter eba4701 erschienen.).
Olaf Tetampel, Bremen im Juni 2021
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