Usper (Sponga), Francesco (1561-1641): Ricercari et Arie Francesi (a quattro voci, Venetia 1595)

Artikel-Nr.: 2158-0001 (Ausgabe: Partitur)
13,90


Ricercari et Arie Francesi (a quattro voci, Venetia 1595) 

Ricercare et Arie Francesi (a quattro voci, Vebetia 1595) für vier Viole da gamba

Partitur

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Francesco Usper wurde 1561 in Parenzo (Istrien, heute in Kroatien) geboren. Der Name war aber gar nicht von Geburt an Usper, sondern Sponga (Spongia, Spoza). Seine erste Sammlung von 1595 (die hier vorliegt) widmete er seinem Gönner Ludovico Usper (einem Edelmann aus Venedig) und nannte sich fortan wie er.


Die hier vorliegenden Ricercare, wurden aus Stimmbüchern musiziert. Instrumentenspezifische Eigen­heiten fehlen völlig, es gilt der vokale Satz (auch vom Umfang der Stimmen und der Beschlüsselung). In den meisten Fällen werden zwei Themen verarbeitet, die zugehörigen Kontrapunkte sind manchmal in höchst komplexen Rhythmen ausgeführt.


Inhalt und die Präsentation der Ricercari machen also deutlich, dass sich diese Publikation in erster Linie an ein kontrapunktisch interessiertes Publikum richtet. Kontrapunktische Musik, wie Ricercare, Canzone und Fuge wurden von Anfang an in Stimmen gedruckt, ohne dass damit gleichzeitig impliziert wurde, es handle sich um Ensemblemusik. Den Spielern, bzw. dem Spieler blieb es überlassen, sich die Werke aus den Stimmen zu intavolieren, das heißt für sein Instrument einzurichten. Nicht wenige Aufnahmeprüfungen für Organisten sahen sogar vor, das dieser aus einem Chorbuch – in dem die Stimmen nebeneinander geschrieben waren – spielen können musste! Selbst von Johann Sebastian Bach wird diese Fähigkeit noch berichtet.


Interessant in der Besetzungsfrage ist in diesem Zusammenhang ein Stück von Giovanni Maria Trabaci in seinem zweiten Buch (Il secondo Libre de Ricercate etc. 1615), eine Canzona Francesa à 4. Der Autor selbst schreibt, dass dieses Stück bereits in seinem ersten Buch (Ricercate, Canzone etc. 1603) gedruckt wurde, hier aber gut geeignet für ein Concert von Gamben oder Violinen sei.  Ähnlich wie die eventuell nachträgliche Notwendigkeit der Intavolierung für ein Tasteninstrument bei Publikationen in Partitur, schien man also solche Stücke auch in Stimmen gebracht zu haben, um sie einem Consort von mehreren Instrumenten zugänglich zu machen. Einen identischen Fall finden wir in den RICERCARI | A Quattro Voci | Canzoni, Toccate, | et Versi […] von Giovanni Salvatore, die 1641 in Neapel erschienen. Dort befinden sich im Canzonenteil gleich mehrere Stücke può sonarsi con il Concerto di Viole. Und 1687 in den Capricci | da Sonare | Cembali, et Organi von Gregorio Strozzi die Gagliarda terza, e per concerto de viole. Die Publikation insbesondere von Ricercaren als solche war vorrangig also erst einmal Studienmaterial. Wir wissen sogar, dass derlei Stücke auch auf Solmisationssilben gesungen wurden!


Etliche Organisten des 17. Jahrhunderts, darunter Asciano Mayone und Giovanni Maria Trabaci waren auch fähige Harfenisten, was wahrscheinlich macht, das etliche dieser Werke auf der Harfe gespielt wurden. Trabaci nennt in seinem zweiten Buch die Harfe ausdrücklich bei einigen Stücken, obgleich er in der Überschrift zu seinen Partite artificiose sopra il Tenor de Zefiro schreibt, dass sie auch auf dem Cembalo gespielt werden können, da il Cimbalo è Signor di tutti l’istromenti del mondo, & in lei si possono sonare ogni cosa con faciltà, das Cembalo also der Herr aller Instrumente (dieser) Welt sei und auf ihm alles mit Leichtigkeit gespielt werden kann.


Arie Francese sind typische Canzonen mit dem fast durchgehend vorkommenden Canzonen-Einsatz (Lang-kurz-kurz auf gleicher Tonhöhe).

 

Die Ricercari et Arie francesi von 1595 liegen in vier Stimmbüchern vor, deren Originale in der Universitätsbibliothek Basel liegen. Die Verteilung der Stimmen, die Originalschlüssel und die Umfänge habe ich auf einer Extraseite angegeben.


Die Stimmbücher sind durchgehend nicht taktiert. Um dennoch einen ruhigen Fluss der Themen ohne einen harten Tactus in Form eines regelmäßigen Taktstriches mit Überbindungen zu ermöglichen, habe ich Mensurstriche gewählt, die nur einen regelmäßigen Tactus andeuten, die Notation aber weiterhin wie in den Stimmbüchern belassen. Nur bei Zeilen-Umbrüchen habe ich Überbindungen gemacht, um Verwirrungen vorzubeugen. Bei den Einzelstimmen sind natürlich keine Mensurstriche möglich, daher habe ich den Tactus durch Haken angedeutet. Wenn die Möglichkeit besteht, eine Stimme mit Sopran- oder Altgambe zu besetzen, habe ich den Violinschlüssel gewählt.


Eine Ausgabe für Tasteninstrumente ist bei der edition-baroque unter eba4070 zu erhalten.


Olaf Tetampel, Jörg Jacobi, Bremen im Sommer 2020

 

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